
Alle Beteiligten mitnehmen
Unternehmensnachfolge und Gründung wollen gut geplant sein – und zwar auf der menschlichen Seite.
Während seiner Ausbildung als evangelischer Theologe hat er Menschen in schwierigen Situationen begleitet – und dabei erste Coaching-Kompetenzen erworben: Henrich Stöhr hat erfahren, wie Menschen Veränderungen meistern. Als systemisch ausgebildeter Berater begleitet er Unternehmen und Organisationen aus unterschiedlichen Branchen, aber auch Einzelpersonen. Beim Change Management in der Nachfolge spielt der menschliche Faktor eine entscheidende Rolle.
Jemand kommt zu Ihnen mit der Idee, sich selbstständig zu machen:
Wie können Sie ihm oder ihr helfen, sinnvolle Entscheidungen zu fällen?
Zuerst sortieren wir gemeinsam die unterschiedlichen Themen des Gründers, etwa: Bin ich überhaupt ein Unternehmer? Oder: Habe ich Rückhalt in meiner Familie? Und wie komme ich finanziell klar? Es geht um das Spannungsfeld „Gründungsenergie“. Der Gründer will loslegen und dann gibt es Widerstand: So ein Schritt löst auch viele Ängste aus. Das bearbeiten wir gemeinsam und entwickeln einen nachhaltigen Weg.
Sie beraten Menschen in persönlichen und unternehmerischen Veränderungsprozessen.
Welchen konkreten Herausforderungen müssen sich die Betreffenden beim Gründen oder der Unternehmensnachfolge stellen?
Nach der Gründung wächst die Firma oft so schnell, dass der Gründer manchmal nicht nachkommt mit der Einführung von Strukturen und Routinen. Häufig leidet auch die Kommunikation unter dem zu schnellen Wachstum. All das führt bald zu einem Gefühl der Überlastung.
Dazu kommt bei Veränderungen immer auch Widerstand, etwa durch eigene Zweifel, aber auch durch die Zweifel des Teams. Beispiel Nachfolge: Eine Mannschaft war lange Jahre den „alten“ Chef und dessen Unternehmenskultur gewohnt, und plötzlich ist alles anders. Ein Neuer hat es da oft schwer.
Wie lassen sich Veränderungsprozesse wirksam gestalten? Welche Maßnahmen muss man ergreifen?
Für das Dilemma „Gründungsenergie und Widerstand“ gibt es keine einfachen Lösungen. Der Weg besteht darin, den Widerstand nicht zu brechen, sondern zu verstehen; also als Gründer oder Nachfolger die Sorgen der Beschäftigten vor Veränderung ernst zu nehmen, um sie auszuräumen. Das kann man nur gemeinsam mit den Menschen erreichen. Feedback und Dialog sind gefragt. Was auch häufig zu kurz kommt, ist, das Alte zu verabschieden. Bevor ich etwas Neues beginne, muss ich das Bisherige würdigen und loslassen können. Und nicht alles hat sich überlebt. Was gut war, kann man einfach mitnehmen.
Bei Existenzgründungen und Nachfolgen spielt die Digitalisierung oft eine entscheidende Rolle. Welche Besonderheiten ergeben sich daraus?
Geschwindigkeit und Unsicherheit sind hier nochmals gesteigert. Gegen dieses Gefühl des Kontrollverlustes hilft oft eine Strategie der kleinen Schritte: immer wieder Zwischenergebnisse prüfen, viel kommunizieren und auch mal durchatmen. Man nennt das iteratives Vorgehen, im Grunde ein – allerdings bewusstes – Sich-Durchwursteln auf Sicht. Doch auch das kann letztlich zum Erfolg führen.
Foto: Stefan Wildhirt
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Marion Raschka
IHK Pfalz
Freie Wirtschafts-Journalistin für IHK Interaktiv und das Wirtschaftsmagazin Pfalz.
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