
Arbeiten im „Corona-Modus“
Büros verwaisen, Lieferketten wackeln, erfolgreiche Geschäftsmodelle stehen vor Herausforderungen: Die Corona-Pandemie und ihre Folgen verändern die Arbeitswelt und damit die Personalführung und -politik in Unternehmen. Themen wie Sicherung des Personalbestandes, Führung auf Distanz, Digital-isierung und Krisenkommunikation stehen ganz oben auf der Agenda. Hinzu kommen die flexiblere Gestaltung von Arbeitszeit und -ort, weniger Kontrollen entlang der Hierarchie, transparente Kommunikationsstrukturen und mehr Entscheidungsmöglichkeiten für einzelne Mitarbeiter. Flexibles und ver-trauensbasiertes Arbeiten muss sich jetzt fast überall beweisen. Homeoffice ist in einigen Branchen das Gebot der Stunde. Doch Remote-Arbeit allein ist kein Allheilmittel, es kommt auf eine ganzheitlich veränderte Personalpolitik an.
Nach oftmals chaotischen Wochen und Monaten wagen Unternehmen und Mitarbeiter eine vorsichtige Zwischenbilanz, die zweite Infektionswelle stets im Blick: Unternehmer wie Beschäftigte merken, dass mit der Krise Veränderungen in der Arbeitswelt angekommen sind, die auf Dauer bleiben werden.
Eine weitere Erfahrung ist, dass der Arbeitsmarkt auf die Pandemie bisher überraschend robust reagiert hat. Laut Konjunkturumfrage der IHK Pfalz vom Oktober wollen knapp sieben von zehn pfälzischen Unternehmen mit Blick auf zurückliegenden Monate ihren Personalbestand halten; elf Prozent wollen sogar neue Arbeitsplätze schaffen. Lediglich zwei von zehn Betrieben (je nach Branche 15 bis 27 Prozent) berichten, um Entlassungen voraussichtlich nicht herumzukommen. Knapp vier von zehn pfälzischen Unternehmen befürchten derzeit eine Zuspitzung des Fachkräfte-Engpasses. Damit liegt der Fachkräftemangel auf Platz drei der Risikofaktoren für Unternehmen, nach der weiteren Entwicklung der Pandemie und des Inlandsabsatzes. Es wird deutlich, dass die künftige Personalpolitik davon abhängt, wie wir die zweite Infektionswelle meistern oder ob wir sogar längerfristig mit einem ständigen Auf und Ab der Infektionszahlen zurechtkommen müssen.
Auf die Unternehmenskultur kommt es an
Die Sicherung von Arbeitsplätzen ist die eine Seite der Krise, die andere betrifft die Unternehmenskultur. Denn nur weil Zoom oder Teams auf vielen Laptops installiert ist, hat sich nicht automatisch die Kultur in den Betrieben gewandelt. Und auf die kommt es tatsächlich ebenso an: Das Stuttgarter Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und befragte im Mai 500 deutsche Unternehmen zu veränderter Struktur, Hierarchie und technischer Ausstattung: 93 Prozent der Befragten sind voll oder überwiegend überzeugt, dass ein guter Zusammenhalt und eine starke Kultur eine Belegschaft gut durch Krisenzeiten tragen.

Die Ausnahmesituation macht’s möglich
Viele der Corona-Experimente mit mehr Flexibilität und Freiheit waren und sind erfolgreich. Und das nicht nur in der wissensbasierten Welt. 73 Prozent der Unternehmen, die verstärkt auf Homeoffice gesetzt haben, wollen dies auch in Zukunft tun, zwei Drittel wollen künftig Besprechungen häufiger online durchführen (ifo Institut München für Rand-stad, 2. Quartal 2020). Veränderungen waren jedoch auch gerade deshalb möglich, weil sich Unternehmen und Mitarbeiter in einer Ausnahmesituation befanden. Manche Überstunde wurde akzeptiert und so mancher unorthodoxe Prozess wurde hingenommen. Für die Zukunft gilt es, Sicherheit, Finanzen und den zwischenmenschlichen Umgang zum Wohl aller unter einen Hut zu bringen.
Fotos: stock.adobe.com – DC Studio
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Marion Raschka
IHK Pfalz
Freie Wirtschafts-Journalistin für IHK Interaktiv und das Wirtschaftsmagazin Pfalz.
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