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Albrecht Hornbach Gespräch

Auf Wiedersehen Globalisierung – willkommen buying local?

von | 31.01.2023 | Meinung

Plätzchen und Glühwein sind für mich ganz eng mit der Weihnachtszeit und der Pfalz verbunden. Ähnlich geht es mir aber auch mit Wohlstand, Arbeitsplätzen und der Globalisierung. Denn wie kaum eine andere Region in der Welt profitieren wir hier von offenen Märkten und internationaler Arbeitsteilung.
Etwa zwei Drittel unserer Umsätze in der Industrie erwirtschaften wir unmittelbar im Ausland. Und zugleich beziehen wir günstige Vorprodukte weltweit, um preislich wettbewerbsfähig zu sein. Und all dies soll nun vorbei sein?

Rufe nach De-Globalisierung, nationaler Abschottung und regionalen Lieferketten werden zunehmend lauter. Und zugegeben, die internationalen Rahmenbedingungen haben sich nicht erst seit Corona und dem Krieg in der Ukraine verschlechtert, insbesondere in und mit China.

Aber gerade wir als Unternehmer dürfen nicht ausschließlich die Risiken eines Auslandsengagements im Blick haben. Im Gegenteil, es hat uns immer ausgezeichnet, dass wir die daraus entstehenden Chancen erkennen und nutzen. Digitalisierung, Automatisierung und Innovationen eröffnen neue Möglichkeiten, die Diversifizierung von Einkauf, Verkauf und Produktion kostenverträglich und zukunftssicher auszugestalten. Und warum eigentlich müssen wir alle – scheinbar alternativlos – in China vertreten sein? Gibt es nicht auch noch andere attraktive Regionen in Asien? Vielleicht bieten auch Afrika oder – ganz exotisch – die Pfalz vergleichsweise interessante Möglichkeiten?

Das mag pathetisch klingen, aber mir schoss durch den Kopf: „Wir sind doch das Land der Dichter und Denker – und heute auch das der Ingenieure und Tüftler.“ Unsere besten Köpfe sollten wir an die Herausforderungen der Digitalisierung, die Bekämpfung von Krankheiten, die Energie- und Verkehrswende und an die Suche nach neuen Geschäftsmodellen setzen. Stattdessen machen wir unseren Fachkräften, von denen wir sowieso zu wenige haben, das Leben mit kiloweise Bürokratie schwer und rauben ihnen die knappe Zeit mit Formularen und komplexen Genehmigungsverfahren.
In dieser Frage gibt es nicht die eine und einzig richtige Antwort. Jeder Unternehmer muss dies selbst abwägen und für sich entscheiden. Aber die Politik darf uns nicht vorschreiben, ob, wo und wie wir zu agieren haben. Stattdessen muss sie für wirtschaftsfreundliche Rahmenbedingungen sorgen – auch international –, die es uns ermöglichen, nachhaltig erfolgreich zu sein. Nur dadurch wird unser Wohlfahrtsstaat auch in Zukunft bestehen können.

Zwei Punkte sind daher aus meiner Sicht ganz entscheidend: Zum einen wäre es verheerend, die Möglichkeiten der Globalisierung leichtfertig aus der Hand zu geben, gerade für die Pfalz. Dramatische Konsequenzen für Beschäftigung und Sozialstaat wären nur zwei der unvermeidlichen Folgen.

Zum anderen müssen wir offen für Veränderungen sein und die Globalisierung von morgen aktiv mitgestalten: Diversifizierung statt Ausschließlichkeit – aber auch statt vollständigem Reshoring –, Offenheit für Investitionen statt staatlichem Protektionismus sowie eine starke europäische Resilienz mit einem zukunftsfähigen Masterplan. Dies sind nur einige der Themen, die wir für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Globalisierung von morgen – und damit für die Grundfeste unseres Wohlstands – anpacken müssen.

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Albrecht Hornbach

Albrecht Hornbach

Präsident der IHK Pfalz und Vorstandsvorsitzender der Hornbach Holding AG in Neustadt a.d.W. sowie Aufsichtsratsvorsitzender der HORNBACH-Baumarkt-AG, Bornheim.

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