
Aus der Forschung in die Praxis
3 Fragen an Daniela Schmitt
Welche Faktoren am Wirtschaftsstandort Pfalz begünstigen die Entwicklung von Hidden Champions?
„Rheinland-Pfalz ist ein guter Standort für Hidden Champions und innovativen Mittelstand. Eine aktuelle Studie zeigt, dass das ganz besonders für die Pfalz gilt. Wenn wir auf den Branchenmix schauen, ist er sehr typisch: Fast alle Hidden Champions kommen aus dem klassischen produzierenden Gewerbe. Insbesondere Maschinenbau, Metallindustrie, Elektrotechnik und chemische Industrie sind prägend.
Und hier lautet für mich der Schlüsselbegriff Innovation: Diese Industrien und die mit ihr verbundenen Unternehmen werden sich im Zuge der Transformation verändern. Wer kann die Chancen digitaler Geschäftsmodelle nutzen? Wer kann seine Produktion besonders nachhaltig gestalten? Der Wirtschaftsstandort Pfalz steht hier vor einer Herausforderung, für die er gut aufgestellt ist: Die Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen – ich denke an die TU Kaiserslautern, das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz und viele andere – können Innovationstreiber sein.
Manche Hidden Champions sind direkt aus solchen Institutionen entstanden. Der Wissenstransfer aus der Forschung in die Praxis ist ein Pfälzer Markenzeichen. Das Innovationsökosystem rund um die Hochschulen muss daher stark bleiben.“
Was unternimmt die rheinland-pfälzische Politik, um Innovationskraft und Exportneigung pfälzischer Unternehmen zu stärken?
„Zunächst ist mir wichtig, weshalb wir das tun: Um international wettbewerbsfähig zu sein, müssen Unternehmen Innovationen generieren, sie entwickeln und erfolgreich am Markt platzieren. Wir schauen, an welcher Stelle wir helfen können. Unsere Angebote und Programme sind dabei immer branchenoffen, technologieneutral und passgenau ausgestaltet – vom anwendungsorientierten Kompetenzaufbau an Hochschulen über Maßnahmen der Start-up-Förderung bis hin zur Unterstützung von Netzwerken und Clustern. Auch die Förderprogramme sind dem Innovationsprozess angepasst: Mit InnoTop etwa unterstützen wir Forschung und Entwicklung. Das Gründerstipendium hilft Start-ups während der Entwicklung zur Marktreife. Unser neues Förderprogramm IBI greift im Anschluss: Wir unterstützen die Unternehmen dabei, Innovationen im Betrieb – seien es neue Produkte oder wesentliche Neuerungen in der Produktion oder der betrieblichen Organisation – zu implementieren.

Daniela Schmitt leitet seit 2021 das rheinlandpfälzische Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau und ist seit 2013 Beisitzerin im FDP-Bundesvorstand.
Im Hinblick auf die exzellente Exportquote rheinland-pfälzischer Unternehmen von 55 Prozent ist gezielte und effiziente Außenwirtschaftsförderung entscheidend. Wir ebnen Wege in ausländische Absatz- und Beschaffungsmärkte. Mit unserem Programm ,Gemeinsam auf Auslandsmärkte‘ bieten wir zahlreiche Wirtschaftsreisen, Fachseminare und Messebeteiligungen an.“
Welche Faktoren am Wirtschaftsstandort Pfalz begünstigen die Entwicklung von Hidden Champions?
„Natürlich müssen wir hier über die Nutzfahrzeugindustrie sprechen. Rheinland- Pfalz ist auf dem Markt der Nutzfahrzeuge-, Bau- und Landmaschinenindustrie überdurchschnittlich stark repräsentiert. Eine Vielzahl der relevanten Unternehmen sitzt in der Pfalz. Und das ist kein Zufall. Das Commercial Vehicle Cluster (CVC) in Kaiserslautern hat sich von einem Netzwerk zu einem der wichtigsten Standortfaktoren überhaupt entwickelt.
Aktuell spielen Themen wie alternative, auch wasserstoffbetriebene Nutzfahrzeuge sowie international wettbewerbsfähige Produktionssysteme eine entscheidende Rolle. Die im CVC vertretenen Unternehmen nehmen hierbei bereits jetzt eine international führende Position ein. Mit dem eActros wurde beispielsweise der erste vollelektrische Lkw von Daimler in Germersheim entwickelt und nun auch produziert.“
Foto: Jan Hosan
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Marion Raschka
Freie Wirtschafts-Journalistin für IHK Interaktiv und das Wirtschaftsmagazin Pfalz.
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