Aus der Nische zum visionären Trendsetter
Karton dient nicht nur als Werkstoff für schlichte Wellpappe. Kartonagen gibt es etwa auch als werbeträchtige Displays, attraktive Verpackungen und Faltschachteln. Mit dem notwendigen Know-how lassen diese sich sogar für das Auge unsichtbar mit digitalen Welten vernetzen.

Als sich die Chance bot, übernahm Bernhard Buech 2018 in Pirmasens eine alteingesessene Kartonagenfabrik. Bis dahin bei einer Branchengröße im Rheinhessischen beschäftigt, hatte sich der gebürtige Saarbrücker auf die Entwicklung und Herstellung von Verkaufsaufstellern spezialisiert – solche Displays sollen im Einzelhandel die Kaufimpulse verstärken.
Raus aus der Monokultur
Zum Zeitpunkt des Inhaber- und Führungswechsels schon stolze 112 Jahre alt, herrschte bei Kartonagen Dörr reinste Monokultur: Dem Standort in der Schuhstadt geschuldet, drehte sich alles um den Schuhkarton, wie der geschäftsführende Inhaber erläutert. Buech wollte dem Nischendasein entkommen und setzte auf Veränderung, denn „man steht nie gut auf einem-Bein“, wie er betont. Schuhkartonagen machen zwar noch immer die Hälfte des Geschäfts aus, daneben aber hat sich ein breites Portfolio aufgetan, mit individuellen Displays, kreativen Verpackungen und Faltschachteln.
„Unsere Kunden sollen uns lieben“, bringt Buech sein Verständnis von Kundenbindung auf den Punkt. Um dies zu erreichen, setzt der gelernte Druckvorlagenhersteller auf ein Komplettangebot. Dieses reicht von Beratung und „detaillierter Planung in allen Facetten“ bis hin zur Herstellung inklusive Drucken, Veredeln, Stanzen und Kleben der Produkte; bei mehrteiligen Systemen wird sogar das Zusammenstellen und Konfektionieren von Drittprodukten übernommen.
Digitale Brücke zum Endkunden
Ein Zukunftsthema heißt Connected Packaging oder auch vernetzte Verpackung: Als einer der ersten überhaupt hat Kartonagen Dörr 2019 seinen deutschlandweiten Kunden die Vorzüge von Digimarc-Codes eröffnet, die On und Offline-Kanäle verbinden. Hierbei werden 2D-Codes durch Umfärben-von Pixeln ringsum aufgedruckt – „für-das Auge unsichtbar, aber für Scanner-lesbar“, so Buech. „Das Kassieren wird dadurch viel schneller und präziser möglich, vor allem aber können die Endkunden durch völlig ungezieltes Aufhalten von Smartphones Meta-Daten abrufen. QR-Codes, die ohnehin-jedes Design zerstören, dürften so schon bald abgelöst werden und von den Produktverpackungen verschwunden sein.“
Diversifikation zahlt sich aus
Ausgehend vom Schlussjahr des Voreigentümers 2017 (2,9 Millionen-Euro) baute der Verpackungshersteller seine Umsätze auf 4,4 Millionen-Euro im Geschäftsjahr 2021 aus. Gleichzeitig wurde der Personalstamm von 17 auf heute 35 Beschäftigte mehr als verdoppelt. Darunter befinden sich auch fünf Auszubildende ‑ je ein Industriekaufmann, Lagerist, Mediengestalter, Medientechnologe Druck sowie Verpackungsmitteltechnologen. Buech sieht sich auf dem Weg zu Industrie 4.0 gut gewappnet, nicht zuletzt durch gerade erst getätigte Investitionen von 250.000 Euro in die Modernisierung des Maschinenparks und ein integriertes Software-Paket.
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Andreas Becker
Freier Wirtschafts-Journalist für IHK Interaktiv und das Wirtschaftsmagazin Pfalz.
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