
Das ganze Spektrum nutzen
Klassische Materialien wie Beton und Holz sind heute längst nicht mehr allein auf den Baustellen des Landes. Wo die Ressourcen knapper werden, werden mit Kreativität und Erfindergeist innovative Baustoffe entwickelt. Und auch für das, was am Ende übrig bleibt, gibt es neue Ideen.
Schön grau
Mit Beton als Oberfläche beschäftigt sich Bernhard Kölsch von der Betondesign Factory im nordpfälzischen Schönborn. Durch eine neue Art der Armierung kann man inzwischen ein bis drei Zentimeter dünne Betonschichten herstellen – bei hohen Stabilitätswerten. Dadurch eröffnet sich ein Spektrum an architektonischen Gestaltungsmöglichkeiten sowohl im Innen- als auch im Außenbereich. Außerdem hat die kleine Manufaktur das „Btex-Case-Systems“ für modulares Bauen entwickelt. Es besteht aus 80×80-cm-Architekturbeton-Modulen mit integriertem Montagerahmen aus Holz. Vorteile: wartungsfreie Fassade, simple Planung, einfacher und rascher Aufbau, komplett recycelbar. Die Spannweite reicht vom Cubusdesign-Gartenhaus bis hin zu kleinen Ferienbungalows.
Bauen mit Pilzen
Bei der Suche nach umweltfreundlichem Baumaterial ist die TU Berlin auf Pilze gestoßen. Insbesondere der Zunderschwamm, der an Bäumen wächst, macht den Forschern Mut. Pilze sollen mit weitreichenden Konsequenzen zu Baustoffen (etwa als Ersatz für Gips- oder Styroporplatten) und Verpackungsmaterial umfunktioniert werden. Biotechnologin Prof. Dr.-Ing. Vera Meyer vom Institut für Biotechnologie hat eine Forschungswerkstatt namens „Mind the Fungi!“ ins Leben gerufen. Denn von rund sechs Millionen Pilzarten konnten erst etwa 100.000 wissenschaftlich beschrieben werden. Es gibt also noch viel künftiges Potenzial zu erforschen.
Cyrkl
Die virtuelle Plattform Cyrkl bringt Abfallerzeuger und Recycler zusammen. Der digitale B2B-Marktplatz macht es möglich, alle Abfälle, Nebenprodukte, Recycling- und Sekundärrohstoffe sowie überschüssige Rohstoffe anzubieten. Kunststoffe, Baustoffe, Papier und Metalle tauchen in den Angeboten am häufigsten auf. Die Registrierung auf dem Marktplatz ist kostenlos und erfolgt online. Gegründet wurde das Start-up in Tschechien. Mehr als 4.800 Unternehmen – überwiegend aus der D-A-CH-Region – nutzen die Plattform bereits.
Foto: Betondesign
Holz im Bogen
Im Diemersteiner Tal bei Kaiserslautern entstand in den letzten Jahren der neue Holz-Forschungscampus des Fachbereichs Architektur der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK). Sein Eingang ist ein bogenförmiger Holzpavillon. Er hat eine Spannweite von zwölf Metern, seine Holzkuppel eine Fläche von 100 m2. Er besteht komplett aus Holz, das bei der Produktion von Brettsperrholz abfällt. Entworfen und gebaut haben den Pavillon Juniorprofessor Christopher Robeller und sein Team mit digitaler Technik. Die Architekten haben dabei eng mit dem pfälzischen Holzbauunternehmen CLTech zusammengearbeitet.
www.architektur.uni-kl.de, Stichwort: dtc (digital timber construction)
https://www.swrfernsehen.de/natuerlich/innovativ-bauen-mit-holz-100.html
Gras als Baustoff
In ihrer Bioraffinierie verarbeitet die Biowert Industrie GmbH in Brensbach im Odenwald Wiesengras zu innovativen Baumaterialen. Mit der neuen Technologie gelingt es etwa bei Kunststoffbauteilen, bis zu drei Viertel des Materials durch Grasfasern zu ersetzen. Hierbei wird in einem Kreislaufverfahren der Rohstoff Gras fast vollständig verwertet, sodass keinerlei Abwässer und Abfälle erzeugt und nur ein Minimum an Ressourcen verbraucht werden. Der Einblas- oder Schüttdämmstoff AgriCell besteht sogar zu 100 % aus natürlicher Zellulose aus regional angebautem Gras, er ist atmungsaktiv, brandsicher und schadstofffrei – ein zertifiziertes Bauprodukt.
Fraunhofer-Projekt „BauCycle“
Wissenschaftler aus vier Fraunhofer-Instituten testen im Forschungsprojekt BauCycle neue Methoden zur Sortierung von Bauschutt, prüfen Anwendungsoptionen und entwickeln Produkte aus recyceltem Material. Die Wissenschaftler forschen unter anderem zu zementfreien Baustoffen sowie zur Erhöhung des Rezyklatanteils bei der Herstellung von Porenbeton. Darüber hinaus setzen die Experten die entwickelten Methoden zur Simulation flexibler Stoffstromnetzwerke ein. Eine projektierte Marktplattform soll Kunden aus verschiedenen Branchen maßgeschneiderte Lösungen zur Effizienzsteigerung für eine echte Kreislaufwirtschaft anbieten.
Diskutieren Sie mit
Die Neuesten Kommentare
Mehr von IHK Interaktiv
Verwandte Beiträge
Die Küche Bast: Handwerkskunst trifft Design
Die Küche Bast: Handwerkskunst trifft DesignVon 1998 bis heute gut im Geschäft und erfinderisch wie eh und je: Wolfgang und Andrea Bast erfüllen seit 25 Jahren Küchenträume mit handwerklicher Sorgfalt, hochwertigen Materialien und vor allem viel Herzblut.
Drei Fragen an Bernd Brand
Drei Fragen an Bernd BrandBernd Brand von ScaleArt hat Anfang März eine Modellbau-Messe im Unimog-Museum Gaggenau organisiert.
ScaleART – alles andere ist Spielzeug!
ScaleART – alles andere ist Spielzeug!Tieflader, Tanklaster, Langholztransporter und seit neuestem Unimogs: Die ScaleArt OHG in Waldsee baut Nutzfahrzeuge im Maßstab 1:14,5. Immer originalgetreu und voll funktionsfähig.
Die neuesten Beiträge
Aus Allen Themenbereichen
Bessere ÖPNV-Anbindung für Unternehmen gefordert
Bessere ÖPNV-Anbindung für Unternehmen gefordertSorgenfrei einsteigen und losfahren, und das zum günstigen Preis. Das neue Deutschlandticket soll Menschen dazu bewegen, den umweltfreundlichen Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu nutzen. Doch das beste Ticket nützt nichts, wenn Bus und Bahn nicht fahren.
Nachhaltige Gewerbegebiete: Fit für die Zukunft (Teil 2)
Nachhaltige Gewerbegebiete: Fit für die Zukunft (Teil 2)Bei Gewerbegebieten sollte das Thema Mobilität daher immer schon bei der Entwicklung mitgedacht werden.
Nachhaltige Gewerbegebiete: Fit für die Zukunft (Teil 1)
Nachhaltige Gewerbegebiete: Fit für die Zukunft (Teil 1)Industrie- und Gewerbeflächen sind knapp. Bereits heute übersteigt die Nachfrage der Unternehmen das Flächenangebot deutlich. Zugleich steigen die Anforderungen an eine nachhaltige Nutzung und Gestaltung der Flächen.
IHK-Neubau am Ludwigsplatz
IHK-Neubau am LudwigsplatzAlle Infos zum Umzug der IHK Pfalz und zum Neubau in Ludwigshafen.
0 Kommentare