
Frankenthal: Einer der besten pfälzischen Standorte
Gute Verkehrsanbindung und Nähe zu Kunden und Zulieferern: Das sind die beiden Talente, mit denen sich Frankenthal als kreisfreie Stadt im Nordosten einen ersten Platz auf der Wirtschaftsbühne erspielt hat.
Knapp 50.000 Menschen leben hier, und das gerne: „Frankenthal ist ein sehr solider Standort“, so fasst es Nicole Rabold, Leiterin des IHK-Pfalz-Geschäftsbereichs Infrastruktur und Digitale Wirtschaft, zusammen. „Dabei glänzt er nicht mit einem attraktiven Äußeren, sondern er ist in erster Linie funktional. Hier lässt es sich gut leben und wirtschaften.“ Mit einer Gesamtbewertung von 2,6 gehört der Standort zu den besten der Pfalz. Frankenthal profitiert von der zentralen Lage in der wirtschaftsstarken Metropolregion Rhein-Neckar und der Top-Anbindung ans Fernstraßennetz. „Hier erzielte Frankenthal den Bestwert in unserer Standortanalyse – ein absoluter Pluspunkt“, so Rabold. Daneben schaffen emotionale Faktoren wie Heimat und Lebensqualität wertvolle Bezugspunkte zur Stadt.
Lebensqualität und Heimatgefühl gut bewertet
Damit konnte sich die Stadt gegenüber der IHK Analyse 2018 sogar leicht verbessern. Vor vier Jahren punktete Frankenthal ebenfalls mit seiner guten Verkehrsanbindung und einer Reihe von weichen Standortfaktoren wie Schulangebot oder Lebensqualität.
Diese Werte haben sich weiter stabilisiert, denn obwohl das vorderpfälzische Städtchen keine Diva sei, wie die IHK Pfalz erklärt, schätzen die Menschen ihre Stadt. „Frankenthaler Unternehmen sind sehr in der Region verwurzelt“, erläutert die IHK-Expertin. Besonders im Hinblick auf den Fachkräftemangel kommt den weichen Standortfaktoren 2022 eine hohe Bedeutung zu. Frankenthal kann bei der Gesundheits-versorgung, beim Schulangebot und bei der Nahversorgung mit ordentlichen Ergebnissen punkten. Die Attraktivität der Innenstadt wird dagegen als nicht befriedigend bewertet (Leerstände, Parkplatzprobleme). „Dafür müssen Konzepte entwickelt werden, die das Stadtzentrum aufwerten.“ Die Qualität der digitalen Infrastruktur wurde 2022 deutlich schlechter eingeschätzt als 2018, was ebenfalls auf Handlungsbedarf hinweist.
Kein offenes Ohr bei Behörden
Schlecht abgeschnitten in der Erhebung 2022 haben mit 3,8 außerdem Verwaltung und Kommunalpolitik: „Es gibt Probleme mit der Reaktionsgeschwindigkeit der Behörden“, fasst Rabold zusammen. „Die Unternehmen wünschen sich von der Verwaltung ein offeneres Ohr für ihre Anliegen.“ Da die kommunalen Abgaben hoch sind, erwarten Handel und Gewerbe eine höhere Serviceorientierung ihrer Gesprächspartner. Auch die Wirtschaftsförderung hat nur durchschnittlich abgeschnitten, hier vermissen die Betriebe mehr kommunale Initiative.
„Riesenprobleme hat Frankenthal außerdem mit Gewerbeflächen und Wohnraum“, so das Ergebnis der aktuellen Analyse. „Zwar sind Gewerbeflächen in der gesamten Metropolregion knapp, aber hier besonders“, sagt Rabold. Frankenthal trage beim Flächenmangel die rote Laterne innerhalb der Erhebung. Und: Der eklatante Mangel an Wohnraum wirke sich vor allem negativ auf die ohnehin angespannte Fachkräftesituation aus, und die damit verbundenen Preise machten es schwer, Fachkräfte anzulocken.
Lesen Sie hier die Ergebnisse aller Städte der IHK Standortanalyse 2022:
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Marion Raschka
Freie Wirtschafts-Journalistin für IHK Interaktiv und das Wirtschaftsmagazin Pfalz.
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