
Grüner Energiefluss, zum Beispiel in Ägypten
Grüne Importe
Viel Sonne und Wind, viel Platz: Die Voraussetzungen, um grünen Wasserstoff zu produzieren, sind in zahlreichen Ländern weit günstiger als in Deutschland. In Latein- und Nordamerika, einigen europäischen Ländern sowie insbesondere dem Nahen Osten und Afrika sind bereits Projekte am Start oder unmittelbar davor – gerade im großskalierten Bereich.
Als pfälzisches Unternehmen mit dabei ist die INP Deutschland GmbH vom Stammsitz Römerberg aus. Die Ingenieurgesellschaft, die auf Energiewirtschaft und Großanlagenbau spezialisiert ist, stellte auf der UN-Klimakonferenz Ende 2022 ein geplantes Großprojekt in Ägypten vor, das aus Solarstrom grünen Wasserstoff erzeugen wird. Diskutiert wurde, wie die dort gewonnene, erneuerbare Energie sowohl im Land als auch deren Überkapazität darüber hinaus genutzt werden kann, zum Beispiel in Europa.
Zum einen könnte die hauptsächlich durch Photovoltaik gewonnene Energie mittels Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt und dann über unterschiedliche Infrastrukturen auch an entfernte Orte gebracht werden. Zum anderen könnte diese Energie auch in anderer Form – beispielsweise als Ammoniak, Düngemittel oder synthetischer Kraftstoff – direkt genutzt oder weiter transportiert werden.
„Das Land ist ideal für die Wasserstofferzeugung geeignet und man erkennt dort die großen Entwicklungschancen, die sich daraus ergeben“, fasst Michael Ohmer, seit 20 Jahren bei INP und Leiter der Fachgruppe Energie- und Wärmeversorgung, zusammen. „Erkennbar unter anderem auch an dem milliardenschweren Vorhaben des Aufbaus einer landesweiten Verkehrsinfrastruktur durch ein Schnellzugsystem. “Von Pilot- zu Großanlagen Doch nicht nur Ägypten ist als Wasserstofflieferant von Interesse; viele afrikanische, arabische und lateinamerikanische Nationen sowie die USA und Kanada stehen in den Startlöchern: „Aus den bestehenden Pilotanlagen entwickeln sich jetzt nach und nach Großanlagen“, erläutert Ohmer. „Deutsche und pfälzische Unternehmen können von einer weltweiten Wasserstoffwirtschaft nicht nur als Abnehmer, sondern vor allem auch als Hersteller und Integratoren profitieren. Denn Technologie, Anlagenbau und Ingenieursleistungen kommen von hier.“
Die größten Chancen sieht Ohmer derzeit bei den Anlagen im Gigawatt-Bereich, die etwa in Kanada, Nordafrika und im arabischen Raum entstehen. „Nach Fertigstellung können wir von dort grünen Wasserstoff in gebundener Form und in großen Mengen beziehen. Selbstverständlich setzt das voraus, dass Deutschland seine Transportinfrastruktur und Wasserstoffnetze auf- und ausbaut.“ Ein limitierender Faktor könnte laut dem INP-Experten die politische Lage in potenziellen Lieferländern sein: „Der großangelegte Ausbau braucht Stabilität in den Ländern, die exzellente Bedingungen aufweisen.“
Ein Dutzend Lieferländer im Fokus
Ganz ähnlich sieht auch Kai von Linden, IHK-Pfalz-Experte für Lateinamerika, die Situation und verweist auf aktuelle Forschungsberichte.
Diese stellen fest, dass sauberer Wasserstoff derzeit von Regierungen und Unternehmen auf der ganzen Welt stark unterstützt wird, wobei die Zahl der Richtlinien und Projekte schnell zunimmt. „Die Studien zeigen auch, wo man am günstigsten grünen Wasserstoff produzieren kann“, so
von Linden. „Ägypten, Angola, Australien, Chile, Marokko, Mauretanien, Namibia, Niger, Saudi-Arabien und Südafrika stehen im Fokus.“
ZDF Filmbeitrag
„Wie Namibia zum Lieferanten werden soll“
Partner aus der Pfalz
Der IHK-Pfalz-Experte hält engen Kontakt mit der Auslandshandelskammer in Chile. Dessen lange Küste ist prädestiniert für Windkraftanlagen, der sonnenreiche Norden für Photovoltaik. „Die chilenischen Partner wünschen sich Pfälzer Unternehmen zum einen als Abnehmer, zum anderen als Technologielieferanten und Anlagenbauer über die gesamte Wasserstoff-Wertschöpfungskette hinweg.“ Besonders gefragt seien Projektentwickler, Elektrolyseurhersteller, Experten für Energiespeicherung und Tankstellen-Infrastruktur. „Das Kompetenzzentrum Lateinamerika der IHK Pfalz stellt gerne Kontakte her“, so von Linden.
Förderung ausländischer
H2-Projekte
Deutschland stellt über die KfW 550 Millionen Euro für zwei neue Wasserstofffonds bereit. Ziel des PtX-Entwicklungsfonds ist es, die Etablierung von lokalen Wertschöpfungsketten und die Verwendung von Wasserstoff und Derivaten in Entwicklungs- und Schwellenländern zu unterstützen und deren Anschluss an eine Zukunftstechnologie zu ermöglichen. Mit dem PtX-Wachstumsfonds sollen Projekte im EUAusland mit einer Beteiligung europäischer Unternehmen mit Sitz oder Betriebsstätte in Deutschland gefördert werden.
Die PtX-Plattform stellt sich vor
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Marion Raschka
Freie Wirtschafts-Journalistin für IHK Interaktiv und das Wirtschaftsmagazin Pfalz.
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