
Viele Wege führen zum Kunden, auch im Einzelhandel.
Hybride Wege zum Kunden
Aus der Not heraus geboren, haben Click & Meet und Click & Collect doch eines bewiesen: Das Verweben von stationären und Online-Konzepten kann funktionieren. Und vielversprechende Strickmuster gibt es in beiden Richtungen.
Die Eröffnung eines Geschäfts zieht langfristige Kosten nach sich. Aber wird es vom Käufer angenommen und läuft auch rentabel? Das können in Pirmasens jetzt Gründungswillige risikofrei ausprobieren. Das eine tun, ohne das andere zu lassen: Nach diesem Motto geht heute kaum noch etwas komplett offline im Einzelhandel. Bislang hat der Weg dabei meist aus dem Internet heraus in den Laden geführt – über die Website und Google My Business, vielleicht auch flankiert durch Apps wie LUdigital, wo es konzentrierte digitale Einsichten in den lokalen Handel und dessen Umfeld gibt.
Gemeinsam stark
Über die Suchmaschinen möchte auch das Reformhaus Escher für mehr Zulauf in seinen 33 Läden im Südwesten sorgen. Ohnehin unterhält Joachim Escher neben seinem innerstädtischen Filialnetz schon seit langem gemeinsam mit anderen Reformhausinhabern den reformhausshop24.de. „Ohne Internet geht nichts mehr, und die Vernetzung wird immer enger“, zeigt er sich überzeugt und sieht eher Potenziale als Gefahren. Jeder online erzielte Umsatz schließlich könne vielmehr das Doppelte im Offline-Geschäft nach sich ziehen, wenn die Welten verwoben sind – Stichwort: Omnichannel.
Über Google in die Nische führen
Bis Anfang 2022 will Escher mit allen Mitgliedern der Reformhaus eG – dahinter stehen bundesweit rund 900 Reformhäuser – eine weitere Branchen-Plattform starten. Die soll Onlinekunden zum nächstgelegenen Laden mit Beständen führen. Weniger eine E-Commerce-Alternative sieht er darin als die Chance, sich über den Schulterschluss aller Genossen gegenüber marktdominierenden Größen zu behaupten. „Gerade mal drei Prozent der Bevölkerung kaufen in einem Reformhaus ein, das sind 97 Prozent Wachstumspotenzial.“
Mehr Beratung auf weniger Fläche
Aber auch umgekehrt wird aus dem stationären Geschäft heraus in die Online-Welt transferiert. Das geschieht zum Beispiel, wenn Einzelhändler mehr Sortimentsbreite für Auswahl und Bestellung vor Ort anbieten und ihre Produkttiefe in die sich anschließende Versandlieferung verlagern. Vorteile für den Einzelhändler können sich dabei etwa durch kleinere Verkaufsflächen ergeben oder eine herausgearbeitet hohe Beratungsqualität. Außerdem ließen sich die Aufwände im Fulfillment optional auch auslagern oder über Streckengeschäfte immerhin deutlich reduzieren.
Verändertes Einkaufserlebnis
Aber auch die Kunden profitieren: Sie müssen ihre Einkaufsbeute(l) nicht mehr schleppen und können ihr Shopping-Erlebnis unbeschwert genießen. Das wiederum könnte die Bereitschaft erhöhen, statt mit dem Auto per ÖPNV, mit dem Fahrrad oder auf Schusters Rappen in die City zu kommen. Und den Individualverkehr aus der Innenstadt fernzuhalten, ist nicht nur umweltschonend, sondern erhöht auch die Aufenthaltsqualität.

– Joachim Escher, Geschäftsführer der Reformhaus Escher GmbH & Co. KG
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Andreas Becker
Freier Wirtschafts-Journalist für IHK Interaktiv und das Wirtschaftsmagazin Pfalz.
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