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„Schon immer am Puls der Zeit“

von | 29.07.2021 | Arbeitswelten

Der Lockdown hat die pfälzischen Brauereien hart getroffen. Davon weiß Dr. Sven Bischoff, Geschäftsführer der Privatbrauerei Bischoff in Winnweiler (Donnersbergkreis), zu berichten. 

Geschlossene Restaurants und Gaststätten, abgesagte Volksfeste. Wie hat sich der Lockdown der letzten Monate auf Ihr Geschäft ausgewirkt?

Sven Bischoff: Der Rückgang hat vor allem das Fassbier-Geschäft getroffen, welches völlig zum Erliegen gekommen ist. Gerade aber das Fassbier-Geschäft ist bei uns mittelständischen Brauereien der Absatzbringer Nummer ein, von daher war der Lockdown für uns verheerend.

Der Bierabsatz ist bereits vor Corona kontinuierlich zurückgegangen. Vertrauen Sie darauf, dass sich der Markt wieder schnell erholen wird?

Sven Bischoff: Ich gehe davon aus, dass die Menschen auch durch den Lockdown gemerkt haben was ihnen fehlt und sie Feste und Restaurantbesuche wieder mehr zu schätzen wissen. Aber ich befürchte, dass dies keinen langfristigen Einfluss auf den zurückgehenden Bierkonsum hat.

Neben den Klassikern sind in den letzten Jahren vermehrt auch neue Biersorten zu finden: Weniger Alkohol, mehr Mischgetränke und „Exoten“ wie Craft-Beer. Ist dieser Trend auch bei Ihnen spürbar?

Sven Bischoff: Wir waren hier zum Glück schon immer am Puls der Zeit und haben früher schon Biermischgetränke angeboten, welche wir nun auch noch durch eine eigene Craftbier-Lnie ergänzt haben. Aufgrund unserer guten technischen Ausstattung produzieren wir in Winnweiler auch Exoten, wie beispielsweise die alkoholfreien Biere unseres Hamburger Partners Joybräu, die das weltweit erste Sportler-Proteinbier auf den Markt gebracht haben.

Wie hoch ist Ihr Bierabsatz in „normalen“ Zeiten? Wie viele Mitarbeitende beschäftigt Ihr Unternehmen?

Sven Bischoff: Je nach Auftragsbestand für Lohnbrauaufträge produzieren wir 80.000 bis 120.000 Hektoliter pro Jahr. Aktuell beschäftigen wir 34 Mitarbeiter in Winnweiler.

Bier wird inzwischen global gehandelt, der Export steigt seit Jahren an. Profitieren davon auch die Privatbrauereien?

Sven Bischoff: Wir haben uns schon seit 20 Jahren dem Export verschrieben. Mittlerweile gehen 60 bis 70 Prozent des gebrauten Biers bei uns in den Export, überwiegend nach Italien, Frankreich, Israel und China. Der Export ist für uns ein immer wichtigeres Standbein, auch weil deutsche Biere weltweit nach wie vor einen sehr guten Ruf genießen.

Wie sehen Sie ganz allgemein die Situation der Privatbrauereien?

Sven Bischoff: Wenn die Regierung nicht wieder bei der nächsten Epidemie oder der nächsten Welle im Herbst die Nerven verliert und alles zusperrt, eigentlich recht gut…

Welche Perspektiven sehen Sie für Ihr Unternehmen? Hat sich in der Pandemie Ihr Geschäftsmodell verändert?

Sven Bischoff: Was sich bei mir verändert hat, ist nicht mein Geschäftsmodell. Hier sind wir mit unserer Mischung aus Inland und Export, Eigenmarke und Lohnabfüllung ganz gut aufgestellt. Was sich bei mir verändert hat ist das Vertrauen in die Politik. Dieses ist weg. Den blumigen Worten der Politik sind keine Taten gefolgt. Wir waren beispielsweise maximal von der Pandemie getroffen, außer dem Kurzarbeitergeld haben wir jedoch keinerlei Staatshilfen erhalten. Hilfe für betroffene Unternehmen sieht für mich anders aus. Wer mir also noch einmal etwas von großzügigen Staatshilfen erzählen möchte, den lade ich gerne auf ein Bier in die Brauerei ein und zeige ihm mal die Realität.

Welche Biersorte ist die meistverkaufte in Ihrem Unternehmen? Und welche Sorte ist Ihr ganz
persönlicher Favorit?

Sven Bischoff: Das meistverkaufte Bier im Ausland ist das Helle/Export und das Weizen. Im Inland ist es nach wie vor das Pils, wobei das Weizen die letzten Jahre sehr stark im Kommen ist. Mein Favorit ist unser Premium Pils, wobei ich im Sommer sehr gerne auch unser Weizen, das Falkensteiner Ur-Weisse trinke.

Lesen Sie dazu auch: Pfälzer Brauereien trotzen dem Negativtrend.

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Dirk Leibfried
Dirk Leibfried

Freier Wirtschafts-Journalist für IHK Interaktiv und das Wirtschaftsmagazin Pfalz.

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