
Kaiserslautern: Luft nach oben
Die Universitäts- und Industriestadt am nord-westlichen Rand des Pfälzerwalds gibt trotz ihrer Lage Grund zur Hoffnung. Die Bezeichnung Silicon Woods analog zu Silicon Valley hat sich zwar noch nicht durchgesetzt, doch die Lautrer sind auf dem Weg.
Insgesamt schneidet Kaiserslautern in der aktuellen Standortanalyse mit einem befriedigenden Wert von 2,8 ab. „Allerdings besteht auch Einigkeit darüber, dass zahlreiche Chancen darauf warten, Realität zu werden“, so IHK-Pfalz-Expertin Nicole Rabold. Impulse kommen vor allem aus der Universität und deren innovativem Umfeld, Potenziale warten auf ihre Hebung. Die Nordwestpfälzer punkten außerdem mit der Lage und mit Kundennähe. Die Unternehmen schätzen die gute Anbindung an das Fernstraßennetz und die Möglichkeit, den Schienenfernverkehr zu erreichen.
Digital nur befriedigend
Bei der als Standortfaktor besonders bedeutsamen Qualität der digitalen Infrastruktur erzielt Kaiserslautern dagegen ein nur befriedigendes Ergebnis (3,1). Hier besteht weiter Handlungsbedarf, ebenso wie beim Angebot des ÖPNV, der aus Sicht der Unternehmen die Gewerbegebiete verkehrstechnisch mehr in den Blick nehmen sollte.
Außerdem: Lautrer Unternehmen sind äußerst heimatverbunden und regional verwurzelt, emotionale Faktoren spielen auch dort eine enorme Rolle. Auch 2018 verbanden die Betriebe vor allem das Gefühl der Heimat mit Kaiserslautern. „Trotzdem hat die Kommune auch aktuell mit einem schwierigen Image zu kämpfen“, so Rabold, „vor allem die Entwicklung rund um die Innenstadt macht den Unternehmen Sorgen.“
Problemfall Innenstadt
Nach Ansicht der ortsansässigen Unternehmen erzielen die weichen Standortfaktoren vor allem bei den Arbeitskräften eine harte Bedeutsamkeit. Nicht befriedigend: kaum verfügbare Arbeitskräfte, insbesondere mit Berufserfahrung. Um aber Fachkräfte zu werben und zu halten, braucht es ein attraktives Umfeld. Das Image wird nur mit 3,6 bewertet und die Attraktivität der Innenstadt lediglich mit 3,8. Leerstände, Problemimmobilien und Kriminalitäts-schwerpunkte trüben das Bild. Rabold: „Viele Unternehmen wünschen sich konkrete Initiativen, um dem Trading-Down-Prozess und dem spürbaren Mangel an Wohnraum entgegenzuwirken.“

Unzufrieden mit der Verwaltung
Grundlegend einverstanden sind die Unternehmen mit der kommunalen Wirtschaftsförderung. Allerdings wünschen sie sich auch hier ein stärkeres kommunales Standort-marketing. In Verwaltung und Kommunalpolitik werden etwa Terminvergabe und Reaktions-geschwindigkeit bemängelt. Da Steuern und Abgaben in der Westpfalz hoch sind, haben die Betriebe eine entsprechende Erwartungshaltung. „Als proble-matisch beurteilen unsere Mitgliedsbetriebe außerdem die Koordination der Baustellen in und um Kaiserslautern“, fasst Rabold zusammen. „Sie hat mit 4,1 abgeschnitten, da muss dringend nachgearbeitet werden.“
Lesen Sie hier die Ergebnisse aller Städte der IHK Standortanalyse 2022:
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Marion Raschka
Freie Wirtschafts-Journalistin für IHK Interaktiv und das Wirtschaftsmagazin Pfalz.
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