
KI hält Einzug in unseren Alltag
Schülerinnen und Schüler, und nicht nur sie, nutzen doch seit Jahren das Internet und geben die geistigen Leistungen anderer als ihre eigenen aus. ChatGPT macht auf ein tiefergehendes Problem aufmerksam: Die Schule und ihre Verfasstheit ist, so wie wir sie seit 200 Jahren betreiben, am Ende. Das heutige Schulsystem ist alt und nicht mehr zeitgemäß, die Preußen gründeten die öffentlichen Schulen und schufen kasernenähnliche Gebäude, in denen sie von Beginn an auf Output setzten. Reinstopfen und Ausspucken. Wer viel stopfen konnte, bekam Abitur, wer wenig konnte, musste sich mit dem Hauptschulabschluss begnügen. Wer aus einem wohlhabenden Elternhaus stammte, hatte schon immer weitaus bessere Chancen. Das hat sich bis heute kaum geändert.
Doch mit ChatGPT können plötzlich Schülerinnen und Schüler, die eben nicht vom Geldbeutel der Eltern profitieren, Texte produzieren. ChatGPT ermöglicht eine Art des Lernens, in der es wirklich um den Einzelnen geht. Jeder und jede lernt im eigenen Tempo, setzt eigene Schwerpunkte und wird zu einem kreativen Menschen, der denken kann. Keine Lernmaschine, die am Ende viel geschluckt hat und wieder vergisst. ChatGPT unterstützt als ein klitzekleiner Baustein wahre Bildung.
Vielleicht sorgt ChatGPT deshalb für so viel Unruhe, weil das alte Schulsystem merkt, dass es eigentlich nur zur Abschaffung taugt. Was wir brauchen, sind Schulen, die sich dem anderen Lernen verschreiben. In solchen Schulen ist Platz für die Künstliche Intelligenz, in solchen Schulen steht nicht die Vergleichbarkeit im Mittelpunkt, sondern der einzelne Mensch.
Schon der internationale Wettbewerb verlangt, neuen Technologien aufgeschlossen gegenüberzustehen. Deshalb ist es äußerst wichtig, die nötigen Schlüsselkompetenzen zu stärken, um ein solch mächtiges Tool wie ChatGPT zielführend einzusetzen. Die große Gefahr besteht darin, dass schwächere Schüler verleitet werden, KI ihre Hausaufgaben machen zu lassen. Es ist wichtig, allen den verantwortungsbewussten Umgang zu erklären und auf Werte, Rechte und Regeln hinzuweisen.
ChatGPT kann zum Lernen motivieren, da Rückfragen einfach sind; die KI kann wichtige Impulse zur weiteren Recherche und für Referate geben. ChatGPT generiert auch bei polarisierenden Fragestellungen einen sachlichen Output, den man von einer Suchmaschine nicht erhält. Aber die KI hat auch ihre Grenzen, etwa bei der Beurteilung gesellschaftspolitischer und gesellschaftskritischer Fragestellungen.
Es erfordert ein hohes Maß an verschiedenen Kompetenzen, den Output der KI zu analysieren und zu beurteilen. Diese bereits in den Curricula verankerten Digitalkompetenzen gewinnen massiv an Bedeutung. Wir müssen es schaffen, allen, gerade auch den schwächeren Schülern, zu vermitteln, dass KI nie eigenes Lernen ersetzen kann – sonst wird es gefährlich. Oder frei nach Thomas Alva Edison: „Intelligenz besteht zu 99 Prozent aus Transpiration und zu einem Prozent aus Inspiration.“
Ob mehr Chancen oder Risiken – fragen Sie selbst ChatGPT dazu, Sie werden erstaunt sein über die Antwort.
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Alexander Kessler
IHK Pfalz
Redakteur für Print, Web und Social Media im Bereich Öffentlichkeitsarbeit der IHK Pfalz.
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