
KI und ChatGPT – quo vadis?
Im November 2022 trat ChatGPT mit einem Paukenschlag in die Welt der KI ein. Welche wirtschaftlichen Folgen hat seine Markteinführung für die Welt von morgen?
Kognitive Automatisierung
Da die Fähigkeiten großer Sprachmodelle weiter zunehmen, sind kognitive Arbeitskräfte immer größerem Automatisierungsrisiko ausgesetzt. Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass die Automatisierung nur Routinejobs betrifft und dass die menschliche Kreativität auf wundersame Weise immun dagegen ist.
Sprachmodelle – von Assistenten zu Tutoren
In den kommenden Jahren werden kognitive Mitarbeiter zunehmend große Sprachmodelle in ihre tägliche Arbeit integrieren. Kurzfristig wird dies die Produktivität erhöhen – die kognitiven Mitarbeiter können unzählige kleine Aufgaben an ihre neuen digitalen Assistenten auslagern. Der Mensch wird sich auf seinen komparativen Vorteil konzentrieren müssen: Während die Erstellung von Inhalten zunehmend von großen Sprachmodellen übernommen wird, ist die Unterscheidung, welche Inhalte nützlich sind, immer noch etwas, das der Mensch besser kann. Mit der Zeit werden die digitalen Assistenten immer mehr zu digitalen Tutoren werden, die ihren Nutzern neue Konzepte beibringen. Prof. Anton Korinek lehrt an der University of Virginia und ist Experte für Makroökonomie, künstliche Intelligenz, Finanzstabilität und internationale Finanzen. KI und ChatGPT – quo vadis? Die Rechenleistung modernster KI-Modelle hat sich in etwa sechs Monaten verdoppelt. Die Kosten für Trainingsläufe bei Spitzenmodellen steigen ebenfalls exponentiell. Da die Ausgaben für die Datenverarbeitung viel schneller wachsen als die Gesamtwirtschaft, wird ein immer größerer Teil der Ressourcen unserer Wirtschaft für die Datenverarbeitung aufgewendet.
Ausweitung des Overton-Fensters und AGI-Governance
Da Gespräche über künstliche allgemeine Intelligenz (AGI) immer alltäglicher werden, vergrößert sich rasch das Overton-Fenster – die Bandbreite der Ideen und politischen Optionen, die von den Menschen als vernünftig erörtert werden. Dadurch rückt die AGI-Governance in den Fokus. Zu den wichtigen Fragen gehört sowohl, wie AGI mit den bestehenden Governance- Strukturen interagieren wird, als auch, wie AGI selbst reguliert werden sollte.
Vorbereitung auf die nicht existierende Zukunft der Arbeit
Mittelfristig wird sich unsere Gesellschaft auf eine Welt einstellen müssen, in der menschliche Arbeit weitgehend überflüssig ist – vielleicht sogar noch in diesem Jahrzehnt. Die kognitive Automatisierung macht Maßnahmen wie ein universelles Grundeinkommen immer dringlicher und attraktiver. Und wenn kognitive Arbeit überflüssig wird, müssen wir auch den Zweck der Bildung grundlegend neu bewerten.
Grafik: stock.adobe.com – treety
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Anton Korinek
lehrt als Professor lehrt an der University of Virginia und ist Experte für Makroökonomie, künstliche Intelligenz, Finanzstabilität und internationale Finanzen
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Ein kryptischer Beitrag, den man wohl mehrmals liest, um zu verstehen. „Hey, ChatGPT erkläre mir das mit einfacheren Formulierungen und Worten, bitte.“ Herr Korinek stellt hier – unter anderem – den Sinn von auch (Berufs)-Bildung in Frage. Das wird Unternehmen zu Pass kommen, da guter Nachwuchs ohnehin rar ist. Schaut man dann noch auf die enormen Transferleistungen ins deutsche Rentensystem ist der Weg geebnet für das beschriebene Auskommen. My two cents. Vielmehr sollte man sich mit der Wertschöpfung durch KI beschäftigen. PS: dieser Text wurde von einem Menschen geschrieben.