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Kontrovers

Kontrovers: Investieren in China?

von | 31.01.2023 | Meinung

Der Staat rät mittlerweile von Investitionen in China ab: Haben sich die Bedingungen für ausländische Unternehmen in China verschlechtert?

PRO: Die Entscheidung, ob ein deutsches Unternehmen in China bleiben oder dort investieren sollte, hängt von Faktoren wie Marktchancen, rechtlichen Rahmenbedingungen und der politischen Lage ab. China wird nicht mehr in die ökonomische Bedeutungslosigkeit zurückfallen, und auch eine Spaltung der Welt kann kein befriedigendes Zukunftsszenario sein.

Vielmehr wäre es sinnvoll, zur Entwicklung einer langfristigen Strategie den Blickwinkel zu erweitern und eine globale Perspektive einzunehmen: Die großen Herausforderungen wie Frieden, Klima, Ernährung und Gesundheit können wir nur gemeinsam angehen. Ohne China, das immerhin 18 Prozent der Weltbevölkerung stellt, sind die Aussichten auf die Bewältigung dieser Herausforderungen gering.

Die geopolitischen Bedingungen haben sich in den vergangenen Monaten und Jahren verschlechtert. Daher ist eine stärkere Diversifizierung der Absatzmärkte nötig – gerade für ein so exportstarkes Land wie Rheinland-Pfalz. Daraus ergeben sich große Chancen, aber auch hohe Kosten. Und die könnten wiederum durch wirtschaftlichen Erfolg in China gedeckt werden. Allerdings sollten die Unternehmen sich um ein vernünftiges Risikomanagement kümmern – ein Aspekt, der in der Goldgräberstimmung vergangener Jahre oft nicht ausreichend berücksichtigt worden ist.

Und: Wir sollten den Wert der Direktinvestitionen nicht einfach nur als Anzeichen für wachsende Abhängigkeiten werten. Die Politik will immer offener die wirtschaftlichen Beziehungen mit China einschränken, während gleichzeitig deutsche Konzerne wie BASF und VW dort weiter stark investieren. Die Politik sollte nicht so pauschale Vorgaben machen, die offensichtlich an der wirtschaftlichen Realität vorbeigehen und keine Chance für die gemeinsame, globale Lösung der großen Zukunftsfragen lassen.

CONTRA: Für seine Reisehinweise sondiert das Auswärtige Amt die aktuelle Sicherheitslage für das jeweilige Land und passt seine Empfehlungen dementsprechend laufend an. Als Unternehmen sollte man das meines Erachtens ebenfalls auf vielen Ebenen tun. Meiner Meinung nach hat sich die Sicherheitslage in China bereits stark verschlechtert, und das im Frühsommer 2023 zu erwartende verschärfte IT-Sicherheitsgesetz wird die Lage noch zuspitzen und die Rechte der Unternehmen weiter einschränken.

Unternehmen mit Niederlassungen in China sollten sich des Risikos durch Industriespionage sehr bewusst sein. Mit in der westlichen Welt üblichen Verschlüsselungsstandards kann in China seit 2018 nicht gearbeitet werden. Daher ist die Einbindung einer chinesischen Niederlassung ins Netzwerk zu einer Schwachstelle mit versteckten staatlichen Einfallstoren geworden. Eine MPLS-Leitung der China Telecom oder IP-Verbindungen über die großen chinesischen Provider und Cloudanbieter haben ungefähr das Sicherheitsniveau einer Postkarte.

Erschwerend kommt hinzu, dass Unternehmensdaten nicht außerhalb der Grenzen Chinas gespeichert werden dürfen. Eine nahtlose Nutzung der Cloud ist nur möglich, wenn die Daten in Rechenzentren innerhalb Chinas und damit unter Kontrolle des Staates gespeichert werden.

Da dies die wenigsten Unternehmen als akzeptable Lösung ansehen dürften, läuft es auf eine zweigeteilte IT-Infrastruktur hinaus: ein IT-Konzept für China und eines für den Rest der Welt. Die Zusammenarbeit erfolgt dann mit einem zentralen Cloud-Datenspeicher mit entsprechendem Rechtekonzept. Nur so lässt sich in Zukunft der Schutz sensibler Firmendaten im eigenen Unternehmensnetzwerk weiter gewährleisten. Aber auch künftig müssen Unternehmen die Sicherheitslage in China weiter sondieren und auf schlechter werdende Bedingungen mit immer neuen Lösungen reagieren.

Stefan Weber

Dr. Saeid Farsadpour ist Mitbegründer der Birkenbach-Gesundheit GmbH, Kaiserslautern, die Kosmetik-, Körper-, Haut- und Haarpflegeprodukte entwickelt. In China seit 2019 vertreten, hat Birkenbach dort derzeit 21 registrierte Produkte am Markt. Das Unternehmen hat über 30 Einzelhändler, darunter Online-Läden, SPAs und Hautpflegezentren, und beschäftigt mehr als 110 Mitarbeiter.

 

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Stefan Weber

Volker Bentz ist Gründer und Gesellschafter der
BRANDMAUER IT GmbH. Seit 1989 beraten die 30 Mitarbeiter Unternehmen, erstellen und implementieren IT-Lösungen.

 

 

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Alexander Kessler
Alexander Kessler

IHK Pfalz

Redakteur für Print, Web und Social Media im Bereich Öffentlichkeitsarbeit der IHK Pfalz.

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