
Sauber Geld verdienen
Cleantech – DER Wachstumsmarkt des 21. Jahrhunderts – ist auch ein wichtiges Thema in der Beratungspraxis der IHK Pfalz.
Bami Goreng aus der Tiefkühltruhe sollte nur nach Nudeln, Hühnchen und Gemüse schmecken. Deshalb war Urban Buschmann Monat um Monat auf der Suche nach der richtigen Papierverpackung. Er testete alles, nachhaltig brauch-bar schien, doch das meiste Papier war gebleicht oder riss zu leicht. Fündig wurde der Verpackungsentwickler von Frosta bei einem Zementsack- Produzenten. Dessen Papier ist unbehandelt, reißfest und kann mit wasserbasierten Farben bedruckt werden.
Seit dem Jahreswechsel stellt Tiefkühlproduzent Frosta, der auch ein Werk in Bobenheim- Roxheim betreibt, schritt-weise von Plastik- auf Papierbeutel um. Rund 40 Millionen Plastikverpackungen oder 320 Tonnen Plastik sollen so eingespart werden. Die neuen Papierbeutel, die durch rein physikalische Bearbeitung eine wirksame Barriere gegen Fett und Feuchtigkeit erhalten, bestehen aus ungebleichtem Papier aus zertifizierter Forstwirtschaft. Den Verbraucher kostet das rund 20 Cent mehr pro Tüte, aber Frosta ist optimistisch, dass die Rechnung aufgehen wird: Als man sich 2003 von Farbstoffen und Geschmacksverstärkern verabschiedete, gab es wegen der höheren Preise zunächst einen Umsatzeinbruch, der jedoch nach eineinhalb Jahren überwunden war.
Das Beispiel zeigt einen wichtigen Aspekt von Cleantech: Natürliche Ressourcen sollen schonend und nachhaltig genutzt werden – bei größtmöglicher Effizienz. Leistung und nProduktivität müssen durch umweltbewusste Technologien nicht geschmälert werden; im Gegenteil. Neben Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit geht es auch um mögliche Kostenreduzierungen und Zukunftschancen für Unternehmen. Die Betätigungsfelder sind weit – es geht nicht nur um Abfall. Das Bundesumweltministerium teilt Clean Technologies in folgende Bereiche ein:
- Energieeffizienz
- Kreislaufwirtschaft
- nachhaltige Mobilität
- nachhaltige Wasserwirtschaft
- Rohstoff- und Materialeffizienz
- umweltfreundliche Energieerzeugung
„Sauberes“ Wachstum
In diesen sechs Feldern eröffnen sich unzählige Möglichkeiten auch für kleine und mittlere Betriebe, die mit pfiffigen Ideen punkten können; gerade weil sie das große Ganze im Blick haben und flexibel Kreisläufe installieren können. Auch in der Pfalz gibt es bereits zahlreiche Beispiele dafür. Umwelttechnologien gelten unter Finanzexperten als DER Wachstumsmarkt des 21. Jahrhunderts: Die Analysten der US-Bank Merrill Lynch sprechen sogar häufig von der sechsten technologischen Revolution. Dies eröffnet ungeahnte Möglichkeiten nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Investoren, kreative Start-ups und verantwortungsbewusste Querdenker.
IHK Pfalz fordert bedingungslose Technologieoffenheit
Um klimaschutzbezogenes und energieeffizientes Handeln im Sinne von Cleantech zu fördern, fordert die pfälzische Wirtschaft jetzt in ihren „Positionen zur Klima- und Energiepolitik“ von der Politik eine spürbare Forschungs- und Entwicklungsförderung mit monetären beziehungsweise steuerlichen Anreizen. „Gefordert wird außerdem eine bedingungslose Technologieoffenheit“, so IHKPfalz-Umweltexpertin Kathrin Mikalauskas. „Die Förderung soll nicht auf einzelne, exponierte Technologien begrenzt bleiben. Jede Errungenschaft zur klimazielbezogenen Steigerung effizienter, betrieblicher Prozesse soll profitieren können.“ Das schließt die Förderung effizienter und flexibler Speicherlösungen ebenso mit ein wie die Möglichkeit, lastgang- und bedarfsorientiert auf alternative Technologien und Energieträger umzustellen, wie beispielsweise auf Wasserstofftechnologien. Diese Technologien müssten dann steuer- und anpassbar als Energie- und Prozesswärmequellen in die betrieblichen Produktionsprozesse integriert werden.
Cleantech ist für die pfälzische Wirtschaft kein Neuland. In den vergangenen Jahren gab es viele Initiativen zur Energie- und Ressourcenschonung: „Das IHK-Azubiprojekt Energie- Scouts läuft bundesweit bereits seit sechs Jahren erfolg-reich, und das Interesse ist auch in der Pfalz nach wie vor groß“, so Mikalauskas. „Es ist ein spannendes und zukunfts-weisendes Projekt, weil es sich an Auszubildende richtet, die noch lange im Berufsleben sind und so die Möglichkeit bekommen, sich intensiv und praktisch mit dem Thema Energieeffizienz zu befassen.“ Der aktuelle Durchlauf befindet sich gerade in der Projektphase, rund 40 Azubis aus 16 Unternehmen erarbeiten Projekte im eigenen Betrieb. Im Oktober finden die nächsten Workshops statt und man kann wieder mitmachen: „Interessierte können sich bereits vormerken lassen.“
Energiebewusstsein ausgeprägt
IHK-Pfalz-Mitgliedsunternehmen kommen auch aus eigener Initiative zur Beratung, wenn es um Energieeffizienz geht, etwa wenn Heizungsanlagen oder Beleuchtung erneuert werden. „Wir weisen dann auf passende Förderprogramme hin und vermitteln Experten“, berichtet Mikalauskas. „Die IHK Pfalz unterstützt auch das Energieeffizienz-Netzwerk Green Palatina II, in dem sich pfälzische Unternehmen austauschen und voneinander lernen können, begleitet etwa durch Fachvorträge, die auf die Bedürfnisse der Teilnehmer zugeschnitten sind.“
Außerdem betreibt die IHK-Organisation ein Portal für Firmen aus der Umwelt- und Energiebranche unter
www.ihk-ecofinder.de. Das Angebot der Umweltwirtschaft ist breit gefächert. Deshalb ist eine Suche oft mühsam und kostet viel Zeit. Mit dem ecoFinder finden ratsuchende IHK-Mitgliedsunternehmen bundesweit Hersteller, Händler oder Berater in der Umweltwirtschaft mit ein paar Klicks.
Foto: stock.adobe.com – pogonici, erg_dibrova
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Marion Raschka
IHK Pfalz
Freie Wirtschafts-Journalistin für IHK Interaktiv und das Wirtschaftsmagazin Pfalz.
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