
Wenn New Work in der Praxis gut funktionieren soll …

Prof. Dr. Jutta Rump ist Professorin für Allgemeine BWL mit Schwerpunkt Internationales Personalmanagement und Organisationsentwicklung an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen sowie Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE) in Ludwigshafen.
Wenn zum Beispiel die Pfalzwerke in Ludwigshafen nun auf New Work setzen und ihr Neubau nicht mehr für jeden der 650 Mitarbeitenden einen Schreibtisch bereithält, sondern nur für 450 – kommt man dann morgens zur Arbeit und findet manchmal kein Plätzchen?
Nein, sagt Prof. Dr. Jutta Rump, Spezialistin für das „Arbeiten in der neuen Normalität“, und plädiert für ein gewisses Maß an Struktur. Die deutschlandweit renommierte Wissenschaftlerin forscht an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen zu Trends in der Arbeitswelt und den Konsequenzen für Personalmanagement und Organisationsentwicklung sowie Führung und begleitet bei zahlreichen Unternehmen und Institutionen solche Prozesse. „Gefragt ist nicht Schöner Wohnen, sondern vielmehr ein neues Denken, das den strukturellen Wandel unserer Arbeitswelt in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung adressiert“, formuliert sie den New-Work-Anspruch klipp und klar. Der Raum sei das Spiegelbild von New Work und nicht umgekehrt, auch wenn das Element des Wohlfühlens am Arbeitsplatz eine große Rolle spiele.
Auch New Work will geplant sein
Bei aller Freiheit, Individualität und gegenseitigem Vertrauen – New Work komme nicht ohne eine gewisse Planbarkeit und Regelmäßigkeit aus, relativiert die Professorin und erwähnt Buchungssysteme für den Arbeitsplatz und feste Vereinbarungen im Team über die Erledigung von anstehenden Aufgaben.
Ein solches Buchungssystem sollte mindestens eine Woche umfassen. „Wenn alle sich daran halten, und das müssen sie, kann man sich an einem bestimmten Tag nicht nur irgendeinen Schreibtisch, sondern den Lieblingsplatz bestellen.“ Von der kompletten Freiheit habe man sich in der gelebten Praxis allerdings ein wenig verabschiedet. Das heißt, man sollte für jedes Team oder jede Abteilung bestimmte Flächen ausweisen. „Es klappt nicht, wenn eine Teamleiterin einen Kollegen unter dem Dach sucht und die Kollegin im Erdgeschoss. Bei Arbeit in Präsenz ist Nähe nötig, um lange Wege zu vermeiden und den Teamgeist zu stärken“, rät Rump.
Eine andere Frage, die Unternehmen umtreibt: Sollte man in Betrieben, wo mobiles Arbeiten nicht für jeden Beschäftigten möglich ist, auf das New-Work-Angebot verzichten? Auch hier lautet die Antwort der Expertin klar „nein“. Die Philosophie funktioniere überall: „Auch wenn der Ort nicht mobilisiert werden kann, wie in Produktionsbereichen oder der Gastronomie, oder komplette zeitliche Flexibilität im Schichtbetrieb nicht möglich ist, kann man den betroffenen Mitarbeitenden ein Angebot unterbreiten!“ Dieses kann sich zum Beispiel auf eine möglichst flexible Arbeitszeitgestaltung, mehr Transparenz sowie Mitarbeiterbeteiligung und -vernetzung, Arbeitsumgebung, Teambildung, Schaffung von Teamzonen richten. Auf keinen Fall sollte man auf New Work verzichten, auch wenn nicht alle Beschäftigten gleichermaßen davon profitieren können.
Grafiken: stock.adobe.com – svetazi
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Kira Hinderfeld
Freie Wirtschafts-Journalistin für IHK Interaktiv und das Wirtschaftsmagazin Pfalz.
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