
Wirtschaften nach Naturgesetzen – wer trägt die Verantwortung?
Die Pandemie wirkt als Verstärker sozialer Entwicklungen, die mit Sorge zu betrachten sind. Ungleiche Bildungschancen, die ungleiche Verteilung von Einkommen und Vermögen, Pflegenotstand, prekäre Arbeitsbedingungen im In- und Ausland.
Diese gesellschaftlichen Fragen sind eng verstrickt mit unserem Wirtschaftssystem. Die Ökonomie beruft sich auf Zahlen wie die Physik auf Naturgesetze. Die sozialwissenschaftliche Komponente gerät dabei aus dem Blick. Doch immer mehr Menschen hinterfragen das System und haben sich auf den Weg zu verändertem Wirtschaften gemacht. Die plurale Ökonomik gewinnt an Gehör, die Forderung ist klar: Weg von harten Zahlen, die Wirtschaftswissenschaften sollen interdisziplinärer werden.
Und dennoch: Avocados bleiben im Trend. Menschenrechtsverletzungen, Verschwendung knapper Ressourcen, Ausbeutung im großen Stil – in den Industrieländern nehmen wir dies aus egoistischen Vorlieben gern in Kauf. Befeuert von Unkenntnis und Bequemlichkeit, wird zu oft nur punktuell verantwortungsbewusst agiert.
Wer übernimmt die Verantwortung in den Ketten des Konsums – der Staat, die Unternehmen oder die Individuen? Der Staat beginnt, wenn auch zögerlich, Gesetze zum verantwortungsbewussten Konsum auf den Weg zu bringen. Unter dem Stichwort Corporate Social Responsibility haben sich viele Unternehmen längst zu einer freiwilligen nachhaltigen und sozialen Verantwortung bekannt.
Die Jugend demonstriert, übt sich im nachhaltigen Konsum, sucht nach Veränderungen. Es ist an der Zeit, zu verstehen, dass die Systeme unserer Gesellschaft miteinander verschränkt sind und sich gegenseitig bedingen. Verändern wir einen Teil, haben wir immer unbekannte, externe Effekte in anderen Systemen.
Es ist an der Zeit, Wirtschaft und gesellschaftliche Verantwortung zusammen zu denken. In unserem Bildungssystem bleibt eine Auseinandersetzung mit den Funktionsweisen unseres Wirtschaftssystems häufig aus. Doch fundierte Einsichten in wirtschaftliches Handeln und ökonomische Zusammenhänge sind unerlässlich, um heutige und zukünftige Aufgaben adäquat angehen zu können.
Daher wollen wir in der Evangelischen Akademie der Pfalz jungen Menschen einen Raum bieten, sich mit verschiedenen Perspektiven auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Fragen auseinanderzusetzen, sich einen eigenen moralischen Kompass zu bilden. Als Diskursraum möchten wir junge Menschen für Themen der Wirtschaft, Ethik und Nachhaltigkeit sensibilisieren.
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Tomke-Maillien Lübben
Wissenschaftliche Studienleitung und Jugendbildungsreferentin in der evangelischen Akademie der Pfalz.
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